Als sie den Raum zum ersten Mal von innen sah, war er wie verzaubert. Er hatte geschlafen ...
 
Normalerweise erklärt Das KloHäuschen, wenn es sich vorstellen soll, zuerst einmal, daß es weder Offspace noch Ausstellungsraum, weder Galerie noch kleinstes Museum Münchens ist. Sondern?
 
Der Raum des KloHäuschens ist ein besonderer Raum. Klohäuschenraum. Die Wände bis fast unter die Decke vanillegelb gekachelt. Sechs geschwungene Pissoirs, deren Stil an ihre Geburtsstunde vor mehr als 100 Jahren erinnert. Und eine Sichtschutzwand aus transparenten Glasbausteinen (zwischen all den transparenten auch zwei gelbe und ein blauer). Und sechs Löcher, die in den Boden gehen, im Unbekannten enden. Und immer fließend Wasser inklusive.
 
Denn Das KloHäuschen ist der kleine Raum vorne im Eck im Klohäuschenhaus am Westeingang der Großmarkthalle München. Im KloHäuschenhaus befinden sich öffentliche Toiletten für Kunden und Angestellte des Großmarkts. Und das KloHäuschen ist das ehemalige Herrenpissoir. Anders als die anderen Toiletten ist es nur von außen zugänglich. Und seit den 90er Jahren war es zugesperrt. Schlief so etwas wie einen Dornröschenschlaf. Solange bis es von Anja Uhlig/realitaetsbüro entdeckt wurde. Der Beginn von so etwas wie einer Liebesgeschichte. Es lag an den Kacheln, an Unmengen von Charme und an einem Geheimnis... Es lag an ihm selber.
 

 
Seit dem 01.01.2009 mietet das realitaetsbüro den ungefähr 8 qm großen Raum. Mit den Maßnahmen zur Beseelung des Klohäuschens an der Großmarkthalle nimmt es den Raum wieder in Gebrauch, lädt Gäste ein, das KloHäuschen in seiner natürlichen Schönheit zu sehen, in Interaktion mit ihrer eigenen Arbeit zu erkennen und zusammen einen immer neuen Raum sichtbar zu machen.
 
Oft sind die Gäste Bildende Künstler, aber auch andere wie zum Beispiel Wissenschaftler, Theaterleute, Architekten, Musiker, Philosophen, Schriftsteller, Performer. Und immer sind sie eingeladen, mit dem Raum des KloHäuschens zusammenzuarbeiten. Seine Möglichkeiten zu entdecken. Ihre gemeinsamen Möglichkeiten zu entdecken. Es zu berühren. Und mit ihm zu spielen.
 
So wird das KloHäuschen zum Faultierkäfig, zur Ferienwohnung, zum Küchenstudio, zur Grotte, zum Bulgarischen Pavillon der Venedigbiennale, zum Wald, Hörsaal, Naherholungsgebiet. Es blitzt oder tropft oder schnarcht. Es ist von allen Seiten gleichzeitig zu sehen. Betanzt von innen, bestrickt von außen, oder überschwemmt. Oder überschwämmt. Meditiert, geputzt, erleuchtet, vertont. Und genau einmal alle 2 Jahre, zur KloHäuschen Biennale, da kommt ein Kurator mit einer Kunstausstellung zu Gast.
 
Und damit ist natürlich auch die Frage nach dem Ausstellungsraum, der Galerie, dem Museum geklärt: das KloHäuschen "dient" nicht dazu, daß in ihm „Kunstwerke“ ausgestellt oder verkauft oder archiviert werden. Denn um solchen „Nutzen“ geht es nicht. Und somit ist das KloHäuschen frei. Ein freier Raum, bereit sich hinzugeben und mit seinen Gästen zu spielen. Und zwar öffentlich.
 

 
Das KloHäuschen ist jederzeit von außen einsehbar.
 
 
 
  Maßnahmen zur Beseelung des Klohäuschens an der Großmarkthalle
Ein Projekt des realitaetsbüros, gefördert vom Kulturreferat der LH München.
 
 
   
 
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